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Nr. 13. „M“ wie „Meerblick“. Die Ilvericher Altrheinschlinge
4. Juli 2022
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15. Februar 2023Ein namenloser Mann: Der „Neanderthaler“
Wie er hieß, das weiß man nicht. Und weil jeder Mensch einen Namen hat, wurde er einfach nach seinem Fundort benannt: Neandertal, oder „Neanderthal“ mit „th“. Nach der älteren Schreibweise. Deshalb heißt auch das gleichnamige Museum so, das an diesem Fundort entstanden ist: Neanderthal Museum.
„Der Neandertaler“ zählt mit Sicherheit zu den berühmtesten Persönlichkeiten der Menschheitsgeschichte. Denn er war der erste eiszeitliche Mensch, dessen Knochen man gefunden hat. Gestorben ist er vermutlich vor etwa 42.000 Jahren.
Im Jahr 1856 stießen Kalkarbeiter bei der Arbeit in der Feldhofer Grotte bei Mettmann im Neandertal zufällig auf seinen Schädel. Das war übrigens drei Jahre bevor Charles Darwin ein Buch mit dem Titel ‚Über die Entstehung der Arten’ veröffentlichte. Der englische Naturforscher beschrieb darin seine so genannte Abstammungs- oder Evolutionstheorie. Und damit begründete er einen fundamentalen Paradigmenwechsel in der Forschung und Wissenschaft. Darwin hatte erkannt, dass Lebewesen, auch wenn sie einer Art angehören, unterschiedliche Merkmale haben können. Und dass sie nicht unveränderlich sind, sondern sich im Laufe von vielen Millionen Jahren entwickeln.
Familie!
Der Mann, dessen Knochen man im Neanderthal fand, ist ein entfernter Verwandter und Vorfahr von uns. Das ist seit 2010 auch genetisch belegt. Denn dem Forscherteam um den Genetik Svante Pääbo war es gelungen, die Erbsubstanz (Genom) des Neandertalers zu entschlüsseln. Ein bis vier Prozent davon hat uns der Neandertaler vererbt.
Der Neandertaler war kleiner und muskulöser als der „Homo sapiens“, der sich zeitgleich mit ihm entwickelte. Und sein Körperbau robust: Vermutlich 60 bis 80 kg schwer und wohl 150 bis 160 cm groß. Sein Schädel war länger und flacher, mit einem fliehenden Kinn und kräftigen Überaugenwülsten.
Dieses Aussehen war der Anlass für das lang tradierte Klischee des keuleschwingenden Primitivlings. Aber das stimmt ganz und gar nicht. Und „Du Neandertaler!“ ist genau genommen alles andere als ein Schimpfwort. Denn die Funde aus seiner Zeit lassen darauf schließen, dass Neandertaler geschickte Jäger waren, und talentierte Werkzeugmacher. Für die Jagd auf Mammuts, Wollnashörner oder Rentiere benutzten sie Speere mit Steinspitzen, die so scharf waren wie Messer. Sie konnten mit dem Feuer umgehen, bestatteten ihre Toten, konnten sich sprachlich verständigen und wohl auch über Malerei und Symbole ausdrücken. Die Nachbarschaft von Fundstellen der Neandertaler und der anatomisch modernen Menschen im östlichen Mittelmeer-Raum legt nahe, dass beide Hominiden mindestens 60.000 Jahre nebeneinander existiert haben.
Neanderthal Museum
Lange, rot-weiß gestreifte Stangen markieren auf dem Gelände des Neanderthal Museums den ursprünglichen Fundort. Und überhaupt ist das Neanderthal Museum das einzige Museum der Menschheitsgeschichte, das sich direkt an einem Fundort befindet. Zu sehen und zu erleben ist dort sehr viel mehr als „nur“ ein Ort. Denn das Museum inszeniert die Menschheitsgeschichte multimedial. Wer mag, kann die Erdgeschichte im Park „erwandern“, auf einem Kunstpfad wandeln, sich selbst in der Werkzeugherstellung versuchen (gar nicht so leicht!) oder im nahegelegenen Wildpark Wisente, Wildpferde oder Auerochsen beobachten. Kurzum, es gibt in der frühen Menschheitsgeschichte nicht allein viel zu gucken, sondern auch einiges zu tun. Und ganz spielerisch und abwechslungsreich zu lernen. Kurzum, ein höchst empfehlenswerter Ort für Menschen in jedem Alter.