Ausflugstipp Nr. 14. „N“ wie Neandertal. Ein ganz langer Blick zurück in die Menschheitsgeschichte
9. Juli 2022Detlef Möhrstädt. Ein Atelierbesuch
16. Februar 2023Der heutige Ausflugstipp führt nach Düsseldorf, genauer: Nach Flingern. Zu „Philara“ in die Birkenstraße 47 a.
„Philara“
„Philara“ – das ist ein Wort mit einem schönen Klang. Es ist zusammengesetzt aus „Philip“ und „Lara“. Es sind die Vornamen der Kinder von Gil Bronner. Und Gil Bronner ist der Mann, der mit der Privatsammlung Philara inzwischen etwa 1.500 Kunstwerke zusammengetragen hat. Es sind zeitgenössische Arbeiten aus den unterschiedlichen Gattungen. Malerei, Zeichnung und Fotografie ebenso wie Bildhauerei und Installation.
Bronner interessiert sich für starke Positionen mit lokalen Wurzeln. Orientiert an der Kunstakademie Düsseldorf und mit dem Ziel, junge aufstrebende Kunstschaffende zu fördern. Aber auch internationale Größen sind in der Philara zu sehen. Sie können durchaus aus Düsseldorf kommen, wie Thomas Ruff, Andreas Gursky, Hans Peter Feldmann. Aber das muss nicht zwingend so sein. So sind etwa auch Alicja Kwade, Kris Martin, Pae White, Rashid Johnson und Monika Sosnowska dabei. Gil Bronner kooperiert mit Galerien und Museen. Im Ergebnis sind die Ausstellungen der Sammlung Philara immer eine höchst persönliche Angelegenheit. Der Sammler Bronner folgt seinem ästhetischen Gespür und trägt zusammen, wovon er überzeugt ist.
Birkenstraße 47 a
Die Sammlung Philara präsentiert sich auf dem Gelände einer ehemaligen Glasfabrik. Auf fast 1.700 qm Ausstellungsfläche mit gutem Licht, mit bis zu neun Meter hohen Decken und einer riesigen Dachterrasse, die ein Skulpturengarten ist. Zu sehen gibt es eigentlich immer etwas Neues. Denn die eigene Sammlung wird rotierend gezeigt. Temporäre Ausstellungen setzen einen Kontrapunkt, genauso wie Konzerte, Lesungen oder Vorträge. Im Jahr gibt es fünf Ausstellungen, in Kombination mit je einer eigenen Sammlungspräsentation.
Nach außen hin ist der Ort fast ein wenig unscheinbar. Zumindest lassen sich Größe und Umfang der Räumlichkeiten kaum erahnen.
Preisgekrönte Architektur
Die ehemalige Leitz-Glasfabrik ist für den Einzug der Sammlung Philara mit großem Aufwand umgebaut worden. Dafür gab es gleich mehrere Auszeichungen vom BDA. Etwa den Düsseldorfer Architekturpreis in 2017 und den Architekturpreis des Landes Nordrhein-Westfalen in 2018. Im Urteil der Jury zur „Auszeichnung guter Bauten“ heisst es hier in 2017:
„Auf dem Werksgelände einer ehemaligen Glaserei im Stadtteil Flingern, zugänglich über eine Toreinfahrt und angrenzend an Bahngleise ist eine überraschende Welt von hoher architektonischer Qualität und angenehm legerem industriellem Charme entstanden, in welcher die Kunst im Dialog mit interessanten Raumkonstellationen hervorragend zur Geltung kommt. Eine Folge von großen Hallenbereichen und kleineren Räumen und Kabinetten, über mehrere Ebenen verteilt, lädt den Besucher zu einer anregenden Entdeckungsreise ein. Über eine turmartige Stahltreppe gelangt man schließlich bis auf eine schöne Dachterrasse, von wo aus man im Freien aufgestellte Skulpturen sowie auch den Ausblick auf die industriell geprägte Umgebung genießen kann. In architektonischer Hinsicht ist alles angenehm authentisch, ohne übertriebenen Aufwand gut gemacht und gleichzeitig räumlich spannend. Der Stadtteil wird durch dieses Highlight in seiner Entwicklung gefördert, obwohl oder auch gerade weil dieses tolle kleine Museum sich im Stadtbild nicht in den Vordergrund drängt, sondern entdeckt werden will.“
Schöner lässt es sich kaum sagen. Kurzum, die Sammlung Philara ist durchaus einen Ausflug wert: Quasi nicht nur von innen, sondern auch von außen.
Kunst – Das volle Programm
Und wem nach diesem Ausflug der Sinn nach noch mehr zeitgenössischer Kunst steht: In der unmittelbaren Nachbarschaft entlang der Birkenstraße gibt es eine durchaus spannende Kunstzene. Etwa Cosar HMT, Kadel Willborn, Konrad Fischer Galerie, Linn Lühn, Petra Rinck Galerie, Galerie Rupert Pfab, Schönewald und Van Horn seien hier einfach mal genannt. Ebenso wie der Onomato Kunstverein.
Aktuell und noch bis 05.03.2023 ist in der Sammlung Philara eine Werkschau der argentinischen Künstlerin Mercedes Azpilicueta zu sehen.
Viel Vergnügen!