Birgit Leßmann, „Intermezzo“. Malerei.
3. November 2023Cornelius Völker, Werkschau. Kunstpalast Düsseldorf
15. Dezember 2023Chaim Soutine. Gegen den Strom. K 20, Düsseldorf. Bis 14.01.2024
Chaim Soutine im K20.
Chaim Soutine ist mit einer Einzelschau im K20. Das Düsseldorfer K20 hat sich der klassischen Moderne verschrieben. Und tatsächlich findet sich hier eine gediegene Auswahl weltberühmter „Klassiker“: Zum Beispiel von Paul Klee, oder Wassily Kandinsky, Max Beckmann, Ernst Ludwig Kirchner, Henri Matisse und Pablo Picasso. Salvador Dalí, René Magritte, Joan Miró und Max Ernst. Gerade in Düsseldorf darf auch Joseph Beuys nicht fehlen, der hier raumgreifend mit einer riesigen Installation vertreten ist.
Im Dialog mit diesen althergebrachten großen Namen stehen auch – und mehr und mehr – Gegenwartskünstlerinnen und -künstler, die nicht unbedingt aus Europa kommen: Etwa Nevin Aladağ und Kader Attia. Oder Etel Adnan, die noch in diesem Frühjahr mit einer großartigen Einzelschau im K20 präsentiert worden ist. Und nun ist Chaim Soutine da, den ich vordem gar nicht kannte, wie ich zugeben muss.
Chaim Soutine. Wer ist denn das?
Eine echte Neuentdeckung. Definitiv. Zumindest für mich. Chaim Soutine (1893- 1943) ist einer, der großartig mit Farbe umgehen kann. Seine Bilder sind höchst dynamisch und expressiv: Verzerrte, schwankende Landschaften und eigenwillige Porträts, gemalt mit unruhigen, dicken Pinselstrichen. Seine Menschen wirken oft ein wenig „verbeult“ und verbogen, sie scheinen kaum einen bequemen Platz auf der Leinwand zu finden. Wie etwa sein „Page“ (1925), der sich in seiner roten Uniform müde an einen dunklen Hintergrund lehnt, die „Dame in Rosa“ oder die „Alte Schauspielerin“ (1922) mit ihren geröteten Wangen und hochgezogenen Augenbrauen, deren Blick ins Leere zu gehen scheint. Oder seine Stilleben: Etwa ein Teller mit drei schmalen Heringen, die gleich mit zwei Gabeln serviert sind (1916). Vielleicht müssen sie für mehr als einen reichen.
Geboren und aufgewachsen ist Chaim Soutine in einem weißrussischen Shtetl in der Nähe von Minsk. Seine Familie war arm, die Kindheit wohl trist. 1907 zieht er zunächst in „die große Stadt“, nach Minsk, und 1913 zieht es ihn dann nach Paris, die Stadt seiner Sehnsucht. Er setzt dort sein Kunststudium fort und findet seine Vorbilder nicht allein bei den großen alten Meistern in den Museen, wie El Greco, Velasquez und Rembrandt, sondern auch in den Ateliers, bei seinen Zeitgenossen und Kollegen. Modigliani wird später ein guter Freund und Förderer. Er macht ihn mit der Pariser Kunstszene bekannt und stellt ihm Leopold Zborowski vor, der sein Galerist wird und seine Arbeit fördert.
Auch in Paris hat Chaim Soutine in wirtschaftlich sehr beengten Verhältnissen gelebt. Es hat gerade so eben gereicht, und von seiner Kunst konnte er zunächst kaum leben.
Später Ruhm
Erst mit einem amerikanischen Sammler, Albert C. Barnes, der von seinen Arbeiten begeistert war und 1923 gleich 73 Gemälde auf einen Schlag gekauft hat, hörten seine finanziellen Sorgen auf, und er konnte, wenngleich bescheiden, auch von seiner Kunst leben. Erst deutlich nach seinem Tod kam die internationale Anerkennung. So gab es 1964 einen Auftritt auf der documenta, und heute werden seine Arbeiten auf dem Kunstmarkt hoch gehandelt. Zu Recht. Denn Chaim Soutine ist einer, der wirklich malen kann.
Sehr sehenswert ist übrigens auch der kleine Film im Rahmen der Ausstellung, in dem sich zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler zu Chaim Routine äußern. Und hörenswert sind die Kommentare von André Kaczmarzcyk, der den Audio-Guide zur Ausstellung spricht.
Chaim Soutine. Gegen den Strom. Ausstellung im K20, Düsseldorf. Bis 14.01.2024