Nr. 1. „A“ wie „Anatols Kopf“
19. August 2021Nr 3. „C“ wie Caesar. Museum Abteiberg in Mönchengladbach.
26. August 2021…, der muss auch „B“ sagen
Wenn eine Ausflugtippreihe mit „A“ wie Anatol beginnt, dann muss „B“ für Joseph Beuys stehen. Zumal er nicht nur für den Künstler Anatol sein hochverehrter Meister war. Nach seinem Tod (1986) hat Beuys es längst in den Kunst-Kompass der „Unsterblichen Künstler“ geschafft. In dieser Top-20-Liste ist er aktuell auf dem zweiten Platz, gleich hinter Andy Warhol, und vor Sigmar Polke auf Platz 3. Tatsächlich kommt Joseph Beuys aus der allernächsten Nachbarschaft. Denn er wurde 1921 in Krefeld geboren und hat in Düsseldorf gearbeitet. Sogar in Meerbusch hat er einige Zeit gelebt. Im Rheinland verwurzelt, ist Joseph Beuys ein Weltkünstler.
Wie nähert man sich einem weltberühmten Menschen, von dem jeder glaubt, dass er ihn schon bestens kenne? Filzhut und Fettecken, die soziale Plastik und der „erweiterte Kunstbegriff“. „Jeder Mensch ist ein Künstler“, so wird er gern zitiert. Das steht sogar auf T-Shirts und auf Kaffeebechern. Es geht also nicht um eine „Spurensuche“. Denn diese Spuren sind unübersehbar und bestens erforscht, sondern um eine kleine Entdeckungsrunde in die Nachbarschaft.
Ein Weltkünstler wird 100. Ein runder Geburtstag
In diesem Jahr wäre Joseph Beuys hundert Jahre alt geworden. Gewürdigt wird sein Geburtstag in aller Welt, auch wenn das rauschende Fest – wie so vieles andere auch – in der allgemeinen Pandemie-Zähigkeit stecken geblieben ist. Gefeiert wird ein Mensch, der die Kunstwelt unumkehrbar auf den Kopf gestellt und grundlegend verändert hat. Selbstredend finden auch hier in der Region zahllose Termine zu Leben, Werk und Wirken des Künstlers statt. Das Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen hat zusammen mit der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf gar ein ganzes Projekt ins Leben gerufen: „beuys 2021“.
Ganz große Ausstellungen. Eine kleine Auswahl
Auch in unserer unmittelbaren Nachbarschaft zeigt sich ganz viel anläßlich dieser „100 Jahre Beuys“-Feier. Gerade erst ist im K20, der Düsseldorfer Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, die Ausstellung: „Jeder Mensch ist ein Künstler“ zu Ende gegangen. Kosmopolitische Übungen mit Joseph Beuys. Hier ist es nicht allein um zeitgenössische Künstler und Künstlerinnen gegangen, in deren Werk sich die kunstheoretischen Überlegungen von Joseph Beuys spiegeln, sondern auch um Protagonisten aus anderen gesellschaftlichen Feldern, wie etwa politische Aktivisten. Aber der Kunstprofessor gehört selbstverständlich auch zum ständigen Programm der Düsseldorfer Kunstlandschaft. Ganz klassisch, im Museum. In Düsseldorf lässt es sich auch gut auf seinen Spuren wandeln: Kunstakademie, die Kneipen „Ohme Jupp“ und „Zur Uel“, sein Atelier am Drake-Platz. Oder etwa das Ofenrohr, das als „Schwarzes Loch“ an der Aussenwand der Kunsthalle Düsseldorf hängt.
Das Krefelder Kaiser Wilhelm Museum nimmt sich „Beuys und Duchamp. Künstler der Zukunft“ vor. Beide Künstler haben gängige Vorstellungen und Betrachtungsweisen radikal – und teils höchst plakativ und laut – verändert. Es geht in der Krefelder Schau um Beuys und Marcel Duchamp, namentlich dessen „Schweigen“. Tatsächlich hat Beuys sich wiederholt auf das Werk seines „Herausforderers“ Marcel Duchamp bezogen. So nahm er sich etwa mit seiner Aktion: „Das Schweigen von Marcel Duchamp wird überbewertet.“ seinen „Herausforderer“ vor, was der Krefelder Schau ihren Titel gab.
Das Mönchengladbacher Museum Abteilberg stellt aktuell Beuys Werke aus dem Archiv den Arbeiten der Künstlerin Ghislaine Leung (*1980) gegenüber. Oder man fährt kurzerhand nach Schloss Moyland bei Bedburg. Hier gibt es den weltweit größten Bestand an seinen Werken und das Joseph Beuys Archiv. Dies sind also die „großen Blöcke“, aber Beuys gibt es auch in der Nähe, „ganz um die Ecke“, zu erkunden.
Gleich „nebenan“. Der Künstler in Meerbusch
Arbeiten von Joseph Beuys kann man auch in Meerbusch anschauen. Nicht allein durch seinen Lehrer Ewald Mataré war Joseph Beuys Meerbusch sehr verbunden. So findet sich im Alten Kirchturm, einem Überbleibsel der 1891 ausgebrannten ehemaligen romanischen Pfarrkirche St. Mauritius, ein Mahnmal für die Toten der Weltkriege. Es ist ein frühes Werk des Künstlers, eingeweiht und eröffnet wurde es 1959. Beuys gestaltete zum einen das „Auferstehungssymbol“ im Inneren des Kirchturmes, und zum anderen auch das Portal. In einen Torflügel sind die Namen der Büdericher Kriegstoten eingeschnitzt. Weil Joseph Beuys vorübergehend im Gartenhaus der Familie Niehaus in der Gartenstadt Meererbusch (also, gleich beim Hotel Villa Meererbusch um die Ecke!) lebte und der Familie sehr verbunden war, gestaltete er auch den Grabstein von Fritz Neuhaus, den man sich auf dem Meerbuscher Friedhof anschauen kann.
Kurzum, Beuys lässt sich von uns aus gut entdecken. Auch zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Übrigens, ebenfalls anläßlich von „100 Jahre Beuys“ ist auch eigens eine Radroute entwickelt worden: „Beuys & Bike“ bringt zahlreiche Orte, die für das Leben und Werk des Künstlers eine wichtige Rolle gespielt haben, zusammen: auf über 300 Kilometern auf dem Fahrrad. Und wer sich auf den Weg macht, lernt nicht allein den Künstler Beuys vielleicht neu kennen, sondern lernt auf jeden Fall eine sehr entspannte und höchst fahrradtaugliche Landschaft kennen: den Niederrhein. Es gibt viel zu entdecken! Auch im 101. Geburtstagsjahr.
Viel Vergnügen und gute Fahrt.