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22. Februar 2024Der heutige Ausflugstipp ist zwar auch ein Ort (eigentlich sind es sogar mehrere), aber vor allem ein ortstypisches Getränk: Altbier. Es geht um Hausbrauereien. Und die sind in unserer immer mehr globalisierten Welt eigentlich eine Rarität. Und deshalb an dieser Stelle einen Artikel wert.
„Die längste Theke der Welt“
Mit diesem Slogan bewirbt das Düsseldorfer Stadtmarketing die Altstadt. Und richtet sich mit diesem Versprechen mutmaßlich in erster Linie an die Trinkfesten und Feierfreudigen. Das ist sicher die eine Seite der Medaille, wenn es um die Düsseldorfer Altstadt-Szene mit ihren vielen Kneipen, Clubs, Bars und Restaurants geht. Oft geht es lärmig und ein wenig lauter zu. Und das nicht nur an Karneval. Das muss man mögen, meinen manche. Stimmt. Viel interessanter ist aber der Blick auf die Individualität einer besonderen regionalen Brautradition. Altbier. Gebraut in lokalen Brauhäusern und sehr regional vertrieben.
Lokales Bier. Warum ist das denn besonders?
Lokal hergestellte Biere, die noch dazu regional vertrieben werden, sind tatsächlich eine Besonderheit. In Deutschland werden etwa 5.000 Biersorten und -marken vertrieben. Das klingt nach einem bunt gemischten und diversen Markt. Aber dem ist gar nicht so. Denn mehrheitlich sind hinter den vielen Markennamen einige wenige große Konzerne am Start, die auf dem nationalen und internationalen Biermarkt immer mehr Brauereien übernehmen.
Zu den wichtigsten Konzernen für den deutschen Markt gehören dabei die Bier- und Getränkekonzerne Anheuser Busch aus Belgien, die Radeberger-Gruppe mit Sitz in Frankfurt am Main und die Bitburger Holding aus Nordrhein-Westfalen. Ein weiteres mächtiges Brauimperium ist die niederländische Heineken-Gesellschaft. Sie alle besitzen Brauereien in mehreren Ländern und vertreiben zahlreiche Biermarken.
Das eigenständige Brauen von Bier, jenseits der globalen Bierkonzerne wie etwa Krombacher und Oettinger, wird gern „Craft Beer“ genannt. Das klingt nach einer ganz neuen Idee, nach Hype und Hipster. Und hat auch etliche Pioniere hervorgebracht, die sich mit ihren Bieren als Trend-Getränke etablieren. Aber eigentlich ist diese Idee gar nicht so neu und anders. Am Niederrhein, und nicht zuletzt in Düsseldorf, wird diese sehr lokale Tradition seit langer Zeit hochgehalten und steht insbesondere für ein Produkt: Altbier.
„Altbier“ – Was ist denn das?
Altbier (oft nur Alt genannt) ist eine dunkle obergärige Biersorte. In Düsseldorf selbst brauen noch die Hausbrauereien Füchschen, Schumacher, Schlüssel und Uerige. Seit Herbst 2010 wird in der Altstadt in der Brauerei Kürzer das „Kürzer Alt“ gebraut. Jedes dieser „unabhängig“ und individuell gebrauten Biere schmeckt ein wenig anders und hat seine treuen Fans. Von würzig, über malzig-süß bis bitter, vielleicht nussig, mehr oder weniger dunkel. In jedem Fall speziell. Über Geschmack lässt sich nicht streiten, aber ganz ausführlich sprechen. Und die Altbier-Verfechter sind da nicht anders.
Viele Geschichten
Die zugehörigen Hausbrauereien haben jeweils ihre Geschichte (oder vielmehr: ihre Geschichten!) und eigenen Traditionen. Seit fast vierhundert Jahren. Denn etliche Brauhäuser wurden im 17. Jahrhundert gegründet und sind sehr stolz auf ihre Ursprünge und Besonderheiten.
So heißt „Uerige“ eigentlich „schlecht gelaunt“, und bezieht sich weniger auf die Gäste, als vielmehr auf einen Gastwirt mit eben diesem Charakterzug, der 1862 das zugehörige Brauhaus übernommen hatte.
Das „Füchschen“ hat tatsächlich einen Fuchs als Wahrzeichen. Vermutlich schon seit Anfang an. Denn im 17. Jahrhundert gab es noch keine Hausnummern. Es wird vermutet, dass schon 1640 unter dem Namen „Im Füchschen“ an gleicher Stelle auf der Ratinger Straße Bier gebraut und ausgeschenkt wurde.
Der Name der Hausbrauerei Schlüssel geht auf den mittelalterlichen Brauch zurück, dass der Schlüssel für das Stadttor in einer benachbarten Gaststätte aufbewahrt wurde.
Ähnliche Traditionshäuser finden sich auch in Korschenbroich (Bolten) oder Krefeld (Gleumes). Kurzum, ziehen Sie doch mal einen Ausflug in die Altbierwelt in Betracht. Und wer es nicht trinken mag, kann sich in jedem Fall an einer speziellen und typisch (nieder)rheinische Gasthaus- und Brauhaus-Tradition freuen.
Immaterielles Kultuerbe
Übrigens ist „handwerkliches Brauen“ seit 2020 ein immaterielles Kulturerbe. Die UNESCO Kommission schreibt in ihrer Begründung:
„Vor allem die regionale Verwurzelung des Bierbrauens führt zu einer engen Bindung der Menschen, die durch gemeinschaftliche Rituale wie Feste, Stammtische und durch Vereine noch verstärkt wird.“
Besser lässt sich dieser Ausflugstipp doch gar nicht begründen. Das Ganze ist schließlich nicht zuletzt eine anthropologische Exkursion, wenn man so will. Karneval übrigens auch. Viel Vergnügen!