Auf! Zum Sommer-Rundgang der Düsseldorfer Kunstakademie
1. Juli 2024Heute geht es um einen Ausflug an einen ganz besonderen Ort. Abseits von städtischem Gewusel und Kunst- und Kulturbetrieb, und dennoch voller ganz besonderer Sehenswürdigkeiten! Es geht um Ein- und Aussichten, um Geräusche und Gerüche. Und um Aufmerksamkeit. Es geht in den Wald, und um das „Waldbaden“.
Ab in den Wald
Wer „Nordrhein-Westfalen“ sagt, hat vermutlich in erster Linie einen Industrie-Standort im Kopf. Wenn man sich jedoch die Statistik anguckt, dann ändert sich dieses Bild. Denn fast ein Drittel des Landes besteht aus Wald.
Nordrhein-Westfalen ist mit mehr als 18 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern zwar das bevölkerungsstärkste Bundesland Deutschlands. Und es erstreckt sich über eine Fläche von 3,4 Millionen Hektar. Allerdings nimmt der Wald mit ca. 935.000 Hektar etwa 27 Prozent der Fläche ein. Dabei ist der Anteil des Privatwaldes mit 64 Prozent höher als in jedem anderen Bundesland. Und mehr als 70 Prozent der Landeswaldfläche sind als Landschafts- oder Naturschutzgebiete bzw. FFH- oder Vogelschutzgebiete ausgewiesen. Sollte man nicht denken! Auch die unmittelbare Umgebung von Meerbusch bietet eine Riesenauswahl an Gelegenheiten zum „Waldbaden“.
Waldbaden
Der Wald ist weit mehr als „nur“ ein faszinierender Ort. Er ist vielmehr ein großes lebendiges Wesen, in das man hineingehen kann. Ein Topos für Märchen und Mythen und zahllose wunderbare literarische Stimmungsbilder und Gedichte. Kurzum, er ist vielfach viel schöner beschrieben, als ich es je könnte. Und jenseits von allem Raubbau am Wald wird auch die (über)lebensnotwendige Erkenntnis stärker, dass wir uns dem Wald mit dem nötigen Respekt nähern sollten. Nicht nur mit der „Axt im Wald“.
Denn der Wald ist weit mehr als nur „unser“ Nutz- und Erholungsraum. Allerdings betrachten wir die Welt viel zu gern unter dem Aspekt, wie wir sie uns „zunutze“ machen können. Auch das ist keine neue Erkenntnis und schon vielfach gut beschrieben und treffend analysiert.
Mit dem „Shinrin Yoku“, so die japanische Bezeichnung für das Waldbaden, ist der Entspannungs-Aufenthalt im Wald gar zu einem modischen Trend geworden. „Shinrin Yoku“ meint „ein Bad in der Atmosphäre des Waldes nehmen“. Daraus ist der Begriff „Waldbaden“ geworden. Es geht darum, sich intensiv auf die Natur um sich herum einzulassen und mit allen Sinnen auf Tuchfühlung mit dem Wald zu gehen. Das ist höchst entspannend und fördert dabei die Aufmerksamkeit und Konzentration. Einatmen – ausatmen. In die Wipfel schauen und sich über den Himmel freuen, der durch die Zweige blitzt. Wie hören sich Blätter an, durch die Wind rauscht? Wie fühlt sich Rinde unter den Fingern an? Wie riecht feuchtes Moos? Und wie fühlt sich der Waldboden an, wenn man mit nackten Füßen darüber läuft? Das lässt sich herausfinden.
Schuhe aus! Ameisenpfad
Wer beim „Waldbaden“ pädagogisch betreut tun möchte, dem sei der „Ameisenpfad“ in der Üfter Mark zwischen Schermbeck und Dorsten empfohlen. Gras, Sand, Schotter. Weiches Moos, zarte Blätter und kleine Zweige oder Fichtennadeln. Allerdings muss man dazu von Meerbusch aus etwa 70 Kilometer Richtung Ruhrgebiet fahren. Hier finden sich entlang des 4,5 Kilometer langen Barfuss-Pfades eine ganze Reihe von Tafeln im Boden. Die weisen den Weg und zeigen dabei unterschiedliche Tierspuren: Etwa die Abdrücke von Wildschwein-Hufen oder Fuchstatzen. Wer die Infotafeln entlang der Strecke studiert, kann überdies vieles über Waldameisen lernen, die den Wald bevölkern.
Grundsätzlich lässt sich die „Barfuss durch den Wald“-Übung auf jedem Waldgrund umsetzen. Und das geht bereits in der unmittelbaren Umgebung von Meerbusch bestens. Zum Beispiel liegt der Meererbusch bei uns direkt vor der Haustür. Wem das mit den Waldspaziergängern, abendlichen Joggern und Hundeausführern noch zu „trubelig“ ist, kann vielleicht einfach ein bisschen weiter in den Wald: etwa zur Ilvericher Altrheinschlinge.
Das Barfuss-Experiment geht beherzt oder erst einmal ganz behutsam und macht sehr viel Spaß. Wer ein feuchtes und ein trockenes Handtuch dabei hat, kommt auch ohne Sand und Erdkrümel wieder in seine Socken und Schuhe. Also: Ziehen Sie doch einfach mal die Schuhe aus! Muss ja für den ersten Versuch gar nicht so lang sein. In jedem Fall: Viel Vergnügen!