
Nr. 8 „H“ wie Heißluft-Ballon
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Ausflugstipp Nr. 10. „J“ wie Jan Wellem. Der Düsseldorfer Kunst-Mäzen
21. Oktober 2021Eine Insel, die gar keine ist. Oder irgendwie schon
Wer sich auf den Weg zum Museum Insel Hombroich aufmacht, der kommt tatsächlich in eine ganz andere Welt. Nicht weit von Neuss und inmitten von Feldern liegt ein Kunstschatz. Eingebettet in einen verwunschen-wilden Park. Mit alten Bäumen und Flußauen. Selbst die Gebäude auf dem weiten Areal mit der benachbarten Raketenstation sind weniger Haus als begehbare Skulpturen. Genau genommen ist bereits die Bushaltestelle ein Kunstwerk. Per Kirkeby hat sie entworfen: Roter Backstein, mit Weiss. Ganz sachlich, klar und symmetrisch. Dabei ganz praktisch (mit Unterstand).
Erkunden lassen sich die Insel Hombroich und ihre Kunstschätze ganz allein. Malerei, Skulptur und Zeichnung, Fotografie. Einerseits findet die europäische klassische Moderne hier Platz, ebenso wie Zeitgenössisches. Lovis Corinth, Hans Arp, Kurt Schwitters, Henri Matisse oder Yves Klein. Andererseits sind antike Stücke zu sehen. Große Kunst aus Asien, Afrika oder Südamerika, die teils Jahrhunderte alt ist. Die Insel Hombroich steht außerhalb der Zeit, oder vielmehr: außerhalb jeder Zeitgebundenheit.
Es gibt keine Hinweistafeln oder umschweifige Erläuterungen und museumspädagogische Hinweistafeln. Lediglich einen Lageplan, damit man sich besser zurecht findet. Auf dieser „Insel“, die gar keine ist.
Warum das Museum „Insel“ heißt? Eine Wahrsagerin soll dem Düsseldorfer Kunstsammler Karl-Heinrich Müller prophezeit haben, eine Insel sei der Ort für sein glücklichstes Projekt. Vielleicht ist dies nur eine kleine Legende. In jedem Fall ist es jedoch eine kuriose Anekdote, die die Phantasie beflügelt. Denn tatsächlich liegt das magische Areal umgeben von einer uralten Fluss-Schleife. Dabei lässt sie sich Topografie des Geländes immer noch erahnen, wenngleich die nah benachbarte Erft heute doch ganz anders fließt.
Kunst und Natur als „Eins“
Kunst und Natur sind gleichberechtigt auf der Insel Hombroich. In einer idyllischen, entrückten Welt miteinander verwoben. Künstliche Beleuchtung gibt es nicht. Die Kunst braucht das Tageslicht.
Der Begründer Karl-Heinrich Müller gestaltete seine idealische Welt zusammen mit den Künstlern Gotthard Graubner, Erwin Heerich und Anatol Herzfeld. Von Heerich stammen viele der Pavillons. Hier wird nicht allein Kunst gezeigt, sondern vielmehr auch erschaffen. Und „Artists in residence“ wohnen und arbeiten hier bis heute. Gotthard Graubner hatte auf dem Gelände ebenso sein Atelier wie der Bildhauer Anatol Herzfeld. Der Landschaftsarchitekt Bernhard Korte ließ die ursprüngliche Landschaft ganz natürlich wirken. Als eine Gesamtansicht, die den Eindruck macht, als sei sie „einfach so“ gewachsen.
Zu erkunden ist ein eigentümlicher Kunst-Kosmos. Die eigentliche Insel Hombroich, mit der benachbarten Raketen-Station. Und die ist tatsächlich ein ehemaliges NATO-Gelände. Und das Kirkeby-Feld. Hier lässt sich auch gut ein ganzer Tag verbringen, und Kunst entdecken, die in einer ganz besonderen Nachbarschaft präsentiert wird. Wer mag, legt sich ins Gras, schaut in die Wolken und lässt die Gedanken treiben. Am besten bei Sonnenlicht.