Hans Binn. Künstlerportrait ohne Atelierbesuch
17. Januar 2021Jenny Kaya Schneider: Natur. Ölmalerei, Zeichnungen und Scratchings
14. Juni 2021“Was macht denn die Kunst?“
In diesen zähen Tagen mag man diese Frage gar nicht mehr stellen. Denn es tut sich nichts. Was macht eigentlich der Kunstmarkt, wenn die Kunst nicht betrachtet wird?
Eine fast schon philosophische Frage. Zumindest ein Gedankenexperiment, ein bisschen wie Schrödingers Katze. Die, in einer Kiste eingesperrt, gleichzeitig tot und lebendig sein kann. Und dieser unbestimmte Zustand hält so lange an, bis der Experimentator diesen „Katzenzustand“ untersucht und feststellt, ob sie tot oder lebendig ist. Ziemlich kompliziert und verzwickt? Tja, das ist eben Quantenphysik. Und ein Paradoxon. Wie aus dem Lehrbuch.
So findet auch „KUNST IM HOTEL“, unser kontinuierliches Ausstellungskonzept, in diesen Tagen zwar statt, aber es bleibt ohne Betrachter (einmal abgesehen von uns selbst), also zumindest ohne Gäste. Die aktuelle Ausstellung „Binn in Meerbusch“ ist eine kleine Werkschau mit Arbeiten von Hans Binn. Der Künstler ist im Rheinland verwurzelt, aber er lebt und arbeitet in der Bretagne. Und da sitzen auch gerade alle seine neuen und allerneuesten Arbeiten fest, die er eigentlich bei uns zeigen wollte. Aber er wird eine Neuauflage bekommen, wenn es wieder „richtig“ weitergeht. Das ist verabredet. „Binn 2.0“ sozusagen. Darauf freuen wir uns jetzt schon.
Ganz viel Zeit zum Schreiben. Daraus ist ein Buch geworden
Für uns gab es (und gibt es immer noch!) in den vergangenen Wochen und Monaten unerwartet sehr viel Zeit. Auch sehr viel Zeit zum Schreiben. Daraus ist ein ganzes Buch zum Kunstmarkt geworden: „Kunst! Markt?“. Es ist ein Buch über den „ganz normalen Kunstbetrieb“. Als eine Art Bestandsaufnahme erzählt „Kunst! Markt?“ vom Kunstmarkt insgesamt, weltweit und in Deutschland. Es geht um Zahlen, Daten und Statistik, aber auch – ganz wichtig! – um Menschen. Denn „Kunst! Markt?“ erzählt auch vom Kunst schaffen und davon, wie Kunstschaffende ihre Kunst vermarkten, auch ohne Galerie. Als Künstler und Unternehmer in einer Person. Sechs dieser Menschen, die wir im Rahmen von „KUNST IM HOTEL“ kennengelernt haben, stellt das Buch „Kunst! Markt?“ beispielhaft vor.
Von „ganz oben“ bis „ganz unten“. Die Kunstwelt in den Medien
Leonardo da Vincis „Salvator Mundi“, das teuerste Bild der Welt, wird für über vierhundertfünfzig Millionen Dollar versteigert. Es ist – zumindest bis auf Weiteres! – das teuerste Bild der Welt. Oder Banksys „Girl with Balloon“, eine Arbeit, die weltberühmt wird, weil sie auf einer Auktion öffentlich geschreddert wird, sobald der Zuschlag fällt. Auf der dunklen Seite der Kunstwelt sind es internationale Kunstfälscher-Skandale und Kunstbetrug in ganz großem Stil. Der dreiste Raub von unersetzlichen Kunstschätzen aus dem Grünen Gewölbe in Dresden. Auch hier geht es um das ganz große Geld. Spektakuläre Kunstereignisse und abenteuerliche Geschichten aus der Kunstwelt sind immer eine Schlagzeile wert.
Allerdings sind es nur fünfundzwanzig Künstlerinnen und Künstler, die für die Hälfte der weltweiten Auktionsumsätze stehen. Und auf der anderen Seite sind es die mitleidigen Geschichten von Kunstschaffenden, die so gut wie gar nicht von ihrer Arbeit leben können. Kurzum, es geht in den Medien eigentlich immer um die Extreme. Mit dem Blick auf die glitzernden Höhen und die düstersten Abgründe verzerrt sich bisweilen der Blick auf einen Markt, der auch „ganz normale“ Facetten hat. Doch die vergleichsweise „dröge“ ökonomische Seite des Kunstbetriebes kommt kaum in den Fokus der breiten Öffentlichkeit.
Der Kunstmarkt in Zahlen und Fakten. Kein Ratgeber!
Wie groß ist der internationale Kunstmarkt überhaupt, und wie steht der deutsche Kunstmarkt im Vergleich dazu? Wo findet der Kunstmarkt eigentlich statt? In Galerien, auf Messen und Auktionen. Und wo sonst? Wie präsentieren und verkaufen Kunstschaffende ihre Kunst, auch ohne eine Galerie?
Allerdings ist „Kunst! Markt?“ kein Ratgeber und soll auch keine Handlungsanweisung sein. Es geht auch nicht darum, die „eine“, vermeintlich allgemein gültige Antwort auf die Frage zu liefern, wo und auf welche Weise Kunstschaffende sich garantiert erfolgreich im Marktgeschehen etablieren können. Denn vermutlich gibt es auch gar keine alleingültige „Erfolgsformel“. Die Antwort ist eben nicht immer „42“, auch wenn der Supercomputer aus „Per Anhalter durch die Galaxis“ eben genau das ausgerechnet hat. In Douglas Adams’ Buch ist „42“ die Antwort auf die Frage „nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest“ (“life, the universe and everything”). Leider konnte auch niemand sonst mit dieser Antwort etwas anfangen. Vermutlich lag das Problem schon darin, dass niemand die richtige Frage gewusst hat. Vielmehr gibt es vermutlich ebenso viele Antworten wie es Menschen gibt, die diese Frage stellen. Sechs dieser Menschen stellt das Buch „Kunst! Markt?“ beispielhaft vor.
Sechs Kunstschaffende im Porträt
Hinter sämtlichen Zahlen, Daten und Fakten stehen immer Menschen, mit unterschiedlichen Biografien und künstlerischen Positionen. Wir begegnen professionell Kunstschaffenden im Rahmen von „KUNST IM HOTEL“. Was sie – bei all’ ihrer Verschiedenheit – gemeinsam haben? Sie alle verstehen ihr Kunstschaffen nicht nur als Berufung, sondern auch als Beruf. Sie sind Künstler und Unternehmer in einer Person, und dabei höchst inspirierend.
„Ich muss das einfach machen. Dazu gibt es gar keine Alternative.“ Darin sind sie sich einig. Sie sind entschlossen, wenn es darum geht, ihre Kunst möglich zu machen. Grund genug, Bernd Bähner (Malerei, Wuppertal), Laura Flöter (Objektcollage, Meerbusch b. Düsseldorf), Danny Frede (Malerei und Fotografie, Köln), Dominik Hebestreit (Urban Art/Graffiti, Wuppertal), Birgit Leßmann (Malerei, Krefeld) und Susanne A. Schalz (Malerei und Skulptur, Gladbeck/Ruhrgebiet) mit dem Buch „Kunst! Markt?“ ein wenig ausführlicher vorzustellen.
Ein geschriebenes Porträt kann die direkte Begegnung mit den einzelnen Künstlerinnen und Künstlern und das unmittelbare Erleben ihrer Kunst und den Kunstmarkt kaum ersetzen. Und vielleicht lädt die Lektüre auch dazu ein. Viel Vergnügen!
Michaela Hagen: „Kunst! Markt? – Zahlen, Fakten und sechs Kunstschaffende im Porträt“. EPubli, 2021.
Softcover. 288 Seiten. 19,99 €.
ISBN: 978-3-7531-6474-8
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