„Binn in Meerbusch“. Ganz anders als geplant!
13. November 2020Hans Binn. Künstlerportrait ohne Atelierbesuch
17. Januar 2021Landschaft als Farbe.
Oder umgekehrt, Farbe als Landschaft. Das ist bei Hans Binn gar nicht so eindeutig zu definieren. Bei ihm zeigt sich Landschaft als reine Farbe. In seinen Küstenszenerien ist sie leuchtend Blau. Meer und Himmel sind vibrierend. Reine Energie.
Der Künstler arbeitet mit Farbfeldern in satten Farben, die teils von schwarzen Konturlinien von einander getrennt werden. In seinen Arbeiten lotet der Künstler die Energie und Tiefe einer Farbe aus.
Wer bei „Bretagne“ vielleicht an eine sturmgepeitschte Küste und ein „graues Schloss am grauen Meer“ denkt, wie etwa Saint Malo oder die trutzige Festung von Fougeres im November Nebel, der wird bei Hans Binn eines ganz anderen belehrt. Seine Bretagne ist azurblau, wirkt fast mediterran oder gar karibisch. Das leuchtende Blau des Himmels wird am Horizont von einer felszerklüfteten Küstenszenerie abgeschlossen. Und dieses Felsen Band wirkt wie eine Art von leicht unscharfer, verwischter Rahmenkontur, an die sich wiederum das ebenso leuchtend blaue Meer anschließt. Das satte Grün von Wiesen setzt hier und da Akzente.
Hans Binns bretonische Landschaft wird zur Farbe, einem leuchtenden Blau, mit leicht grünlichem Unterton. Azur. Fast monochrom. Strahlend und präsent, selbst in einem ganz kleinen Format (40 cm x 30 cm).
Der Bildraum als Fläche
Perspektivische Tiefe oder eine Raumanmutung legt Hans Binn gar nicht an.
Der Künstler arbeitet vielmehr mit gezielten Unschärfen im Farbauftrag und farbigen „Feldern“, die teils durch eine Linie konturiert werden. In den Rändern sind sie teils leicht verwischt. Ausgefranst. Ein bisschen so, als würde man mit leicht zusammengekniffenen Augen in die Ferne schauen. Das lässt den immer noch klar erkennbaren Gegenstand, wie etwa ein Boot, ein Haus, einen Felsen, aus dem Gegenständlichen in eine Abstraktion gleiten.
Hans Binn verzichtet in dieser Landschaftsserie weitestgehend auf kleinteilige Details, sondern fokussiert sich auf das Wesentliche. Himmel und Meer sind vielmehr großflächige leuchtend blaue Farbfelder, die sich in ihrem Farbwert kaum unterscheiden, wenn überhaupt.
Das kleine Boot auf dem Wasser besteht lediglich aus einigen schwarzen Konturen: ein schmaler Korpus und ein hoher Mast. Das Segel ist eingezogen. Offenbar herrscht gerade Windstille. Ein weiterer Strich deutet den Bootsführer als schmale Silhouette an. Das kleine Haus, direkt auf den Felsen an der Küste, fällt hinter dem Mast auf den ersten Blick kaum auf. Da ist nur ein rotes Dach, und, so scheint es zumindest, keine Wand. Der Künstler deutet sie mit wenigen, entschlossenen Strichen einfach nur an. Es ergibt sich vielmehr aus der angedeuteten Form.
Der Farbauftrag selbst ist entschlossen, teils kompakt und sogar dickschichtig, fast schon pastos, allerdings ohne sich aber als eigene Struktur prominent in den Vordergrund zu setzen.
Hans Binns Himmel und Meer sind blau. Das ergibt sich unmittelbar, und leuchtet ohne Umweg entgegen. Die feineren Nuancen zwischen grün und azurblau ergeben sich bei genauer Betrachtung. Und spürt die Weite.