
Claudia Rottsahl-Schwachhöfer. „Malerei, die erfindet“
14. April 2025Es ist noch gar nicht so lang her, da standen die Kirschbäume auch auf der Büdericher Allee in Meerbusch in voller Blüte. Die beeindruckende Pracht von abertausend Frühlingsblüten ist längst wieder vergangen, und auch das rosige Blütenmeer, das in dicken Schichten nach dem Verwelken der Blüten auf dem Boden entlang der Bäume lag, das ist inzwischen so gut wie verschwunden.
Was aber in diesen Tagen bleibt, ist das Gefühl von Frühling. Die warme Sonne, ein strahlend blauer Himmel, viele bunte Frühlingsblüten in den Gärten und ein sattes Grün, das sich in unzähligen Schattierungen auf allen Bäumen und Sträuchern zeigt.
Der Frühling ist also „in der Stadt“, auch wenn der bildgewaltige Dichter Rainer Maria Rilke (1875 – 1926) den Frühling in der Tat für „waldeigen“ hält.
Zumindest steht es so in seinem Frühlingsgedicht „Will dir den Frühling zeigen“ (1913). Es erzählt vom Wunder der Liebe, und von denen, die den Frühling sehen können. Und weil dieses kleine Gedicht so fein und poetisch von den Wundern des Frühlings spricht, will ich es hier einfach einmal zitieren. Ich bin sicher, das eine oder andere Frühlingswunder ist Ihnen auch schon begegnet.
Rainer Maria Rilke: Will dir den Frühling zeigen
Will dir den Frühling zeigen,
der hundert Wunder hat.
Der Frühling ist waldeigen
und kommt nicht in die Stadt.
Nur die weit aus den kalten
Gassen zu zweien gehn
und sich bei den Händen halten –
dürfen ihn einmal sehn.