
Narzisse. Noch so eine Frühlingsblume
29. März 2025
Endlich. Frühlingsblüten!
2. Mai 2025Claudia Rottsahl-Schwachhöfer lässt sich kaum in die „gängigen“ Schubladen von Figuration oder Abstraktion pressen. Sie arbeitet gestisch, mit schwungvollem Pinselstrich, und in unzähligen, feinen Farbschichten, die ihren Arbeiten räumliche Tiefe verleihen. „Haptisch“ erfahrbar, pastos, wird bei ihr die Farbe jedoch ganz und gar nicht. Sondern sie bleibt glatt. Die Anmutung ist feinmalerisch, „altmeisterlich“. Unkontrolliert oder dem „bloßen“ Zufall überlassen ist hier kaum etwas. Die Künstlerin hat ihr künstlerisches Repertoire im Griff, und sie übersetzt ihre Mittel in eine ganz eigene, unverkennbare künstlerische Handschrift.
Sie gestaltet komplexe, dynamische Formen, die organisch gewachsen scheinen, und die durchaus Assoziationen an Gegenständliches, vermeintlich „Vertrautes“ hervorrufen können.
Allerdings geht es Claudia Rottsahl-Schwachhöfer eben nicht um ein wiedererkennbares „Abbild“ im klassischen Sinn, und schon gar nicht um eine minutiös angelegte Mimesis einer Körperlichkeit. Ihre Werke sind vielmehr Mittel, eigentlich „Ungegenständliches“ sichtbar zu machen.
„Malerei, die erfindet“
Claudia Rottsahl-Schwachhöfers Malerei liegt vielmehr in einem „Dazwischen“, in dem sich auch synästhetische Überlappungen ergeben können. Kann man Bilder „hören“, „fühlen“ oder gar „riechen“ und schmecken? Durchaus, zumindest mit den Assoziationen, die sich bei der Bildbetrachtung einstellen. Da lässt sich durchaus Gegenständliches wahrnehmen. Feiner Stoff oder zarte Rüschen aus Tüll, die rascheln, wenn man darüber streicht. Pinselschwünge in erdigen, braun-beigen Tönen, die an die Lamellen eines Pilzes erinnern. Vielleicht an den gefiederten blau-schwarzen Flügel eines Raben. Oder an die komplizierte Maserung einer Intarsienarbeit aus hochpoliertem, schwimmendem Wurzelholz. An in sich gerolltes Herbstlaub, das trocken knistert. Vielleicht auch an die Kanten eines aufgebrochenen Kristalls, in dem das Licht violett zerspringt.
Die Künstlerin selbst beschreibt in ihrem Katalog, der zur Ausstellung entstanden ist, das Motiv für ihr Tun folgendermaßen:
„Antrieb und Ursache für die Entstehung (von meinen Arbeiten) sind die das Spiel mit der Wahrnehmung der natürlichen und alltäglichen Umgebung von Menschen sowie die Suche nach ihr im Gegenüber, in Betrachter*innen. Erinnerungen werden berührt. (…) Die Formen erinnern immer wieder an Gesehenes, möglicherweise Bekanntes. Doch nie ist es eine Darstellung und nie ein Abbild von etwas Wahrgenommenem. Zuweilen überlagern sich diese Erscheinungen. Stoffliches erinnert an Landschaft oder Federn. Holzstruktur vermischt sich mit Blüten oder Steinernem. So entwickeln diese Formen, die meist ähnliche Assoziationen in Betrachter*innen hervorrufen, etwas Eigenes, einen Zugang, ein Gefühl, – eine Mischung aus Wahrnehmungen. In dieser Art Malerei zu entwickeln, sind Formen möglicherweise ähnlich oder wiederkehrend – auch aus der Freude heraus, in genau dieser Weise immer wieder neu zu erfinden.“ (2024)
„indistinct“.
„Indistinct“ ist der Titel ihrer Werkschau in unserem Haus. Und dieses Adjektiv, trifft das Wesen ihrer Kunst sehr gut: „unbestimmt“, „undeutlich“, „unscharf“ oder „unklar“ und „verschwommen“, wenngleich sich diese Qualitäten weniger auf das Abgebildete an sich beziehen, als vielmehr darauf, dass es ein solchen „Bildgegenstand“ im Sinne einer konkret naturalistischen Referenz bei ihr gar nicht gibt. Claudia Rottsahl-Schwachhöfer hat neben ihren ganz neuen Arbeiten auch eine kleinere Auswahl von älteren Arbeiten mitgebracht, die – noch – einen stärkeren figurativen Bezug haben, sich dabei aber bereits in Ansätzen in Licht und Farbe „auflösen“. In nebelhafter Unschärfe zerfließen Konturen und bleiben im Ungefähren. Sie erscheinen wie vage Erinnerungen oder seltsam schwerelose Phantasiebilder, wie sie sich im Übergang von Schlaf und Wachheit einstellen können: Nicht ganz fassbar, aber irgendwie doch schon – oder noch – „da“.
Claudia Rottsahl-Schwachhöfer. „indistinct“. Ausstellung bis Mai 2025.