Edvard Munch, gesehen von Karl Ove Knausgard. Düsseldorf, Museum K20, bis 01.03.2020
5. Februar 2020“In order of appearance”. Schau der Düsseldorfer Kunstakademie im Museum K21. Bis 08.03.2020
20. Februar 2020„Farbenmeer“
Dieser Atelierbesuch stand schon sehr lange an. Denn über die Ausstellung der Krefelder Künstlerin Birgit Leßmann freuen wir uns schon seit Dezember bei uns im Hotel Villa Meererbusch.
„Farbenmeer“ hat sie ihre Werkschau bei uns genannt. Und der Titel trifft es wirklich gut. Über sechzig Werke, teils ganz abstrakt, teils mit durchaus figurativen Elementen. Von farbstark und kräftig, bis hin zu ganz zart und leicht, sind derzeit bei uns.
Acryl und Kreiden, Resin, Schellack, lose Pigmente, Papierstückchen. Malerei, bisweilen als eine Art Collage, in Kombination mit ausgerissenen Zeitungsausschnitten, die einen durchschimmernden Untergrund bilden. Rätselhafte Textfetzen, mit denen – ganz untergründig – eine weitere Deutungsebene in die Bilder einzieht. Eine wahre Bilderflut.
Birgit Leßmanns Freude am kreativen Experiment, ihre Neugier, ihre Freude, die unterschiedlichsten Farben und Mal Materialien in ihrem Ausdruck zu erproben, all das spiegelt sich in ihrer Bildauswahl für diese Ausstellung wider. Und all das zeichnet ganz grundsätzlich ihre Arbeitsweise aus. Denn Birgit Leßmanns Kreativität schöpft im Wortsinn „aus dem Vollen“, lässt sich nicht auf eine Arbeitsweise oder ein Genre verorten.
„Atelier 39“. Ein Ort für viele Farben und ein bisschen Magie
Wo entstehen diese Bilder? Ganz früher tatsächlich auch am Küchentisch. Oder an einem angemieteten Atelier Tisch in der Volkshochschule. Denn Birgit Leßmann hat immer gemalt, muss malen. Platznot hin oder her. Die Diplom Textil Designerin hat schon während ihres Studiums gemalt und gezeichnet. Und das nicht nur zu Studienzwecken und als Unterrichtsfach. Gebundenes Zeichnen, freies Zeichnen, Akt, Illustration. Sondern weil es ihr eine Notwendigkeit war. Immer schon.
Inzwischen gibt es ein neues, großes, eigenes Atelier, in Krefeld Cracau. „Atrium 39“, Moerser Straße 39. Ein helles Ateliergebäude, mit großen Fenstern zu einem kleinen Atrium, in dem man im Sommer auch draußen sitzen kann. Früher war hier die Lagerhalle einer Handwerkerfirma. Inzwischen ist das kompakte Gebäude „entrümpelt“ und entkernt, sorgfältig und mit viel Liebe zum Detail renoviert. Neu geordnet, aufgeräumt. Gemütlich. Luftig, freundlich. Mit entspannten Arbeits- und Seminarräumen, einem großzügigen Büro. Und viel Lager- und Stauraum. Nicht nur für Birgit Leßmann, sondern auch für ihren Mann. Hier lagern nicht nur Bilder, Leinwände und Malutensilien, sondern auch Kostüme und Requisiten.
Denn im „Atrium 39“ arbeitet Birgit Leßmann Tür an Tür mit ihrem Mann Gerhard Leßmann, der mit seiner Firma „Chapeau Bas!“ pures Entertainment anbietet. Animation, Walk Acts, Jonglage, Zauberei, Feuer und Licht Shows. Zusammen mit einem Netzwerk aus zahlreichen Artisten, Akrobaten und Künstlern. Birgit Leßmann ist auch im Team von „Chapeau Bas“. Hut ab! Als Stelzenläuferin und Feuerkünstlerin. Sie hat die unzähligen Requisiten im Blick und entwirft auch die Kostüme für die Künstler Truppe von „Chapeau Bas“.
Ganz viele Facetten
„Vielseitigkeit“ ist ein gern genommener Begriff, wenn es darum geht, einen interessanten Menschen zu beschreiben. Auf Birgit Leßmann trifft diese Eigenschaft definitiv zu. Nicht nur für ihre Art der Kunst an sich. Als Künstlerin und Kunst Therapeutin bietet Birgit Leßmann im „Atrium 39“ auch Seminare und Workshops an, bisweilen gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen aus benachbarten Disziplinen. Die Räume im „Atrium 39“ lassen sich auch mieten. Für Yoga oder Musik. Und Birgit Leßmann nutzt sie selbst. Zum Beispiel den großen Raum, der mit flachen Gymnastik Matten ausgelegt ist. Etwa zum Jonglieren. Hier könnten bald auch Zirkus Akrobatik Kurse für Kinder stattfinden.
Die Wissenschaft hat längst bewiesen, wie förderlich kreatives Arbeiten und körperliche Aktivität für die geistige Entwicklung sind. Sport und Musik sind gut für die Intelligenz, meinen Neurologen. Birgit Leßmann weiß das längst. Und verbindet in ihrem persönlichen Leben höchst unterschiedliche Disziplinen. Eben von Malerei bis Akrobatik. Was sie antreibt? Neugier, Freude an neuen Erfahrungen und Begegnungen, unbändige Kreativität, auch über Genre Schubladen hinweg. Kann sie mit einem Wort zusammenfassen, was ihr Motor ist? Ja, Begeisterung. „Ich habe immer schon alles mögliche gemacht.“
Malerei als Experiment
Als ich Birgit Leßmann in ihrem neuen Atelier besuche, experimentiert sie gerade mit Marmormehl. Großflächig aufgetragen, mit Bindemittel vermischt. Die charakteristischen Risse haben sich bereits gebildet. Aber Birgit Leßmann ist überhaupt noch nicht zufrieden. „Die Risse habe ich mir anders vorgestellt. Viel zu wenig, noch viel zu glatt. Irgendwas stimmt da noch nicht.“ Sie hat sich den Umgang mit Marmormehl gerade erst in einem Kurs angeschaut. Aber zwischen Theorie und Praxis, den Tipps und Tricks in der Vorführung und der schlichten Tatsache, dass man sich ein neues Material selbst „erobern“ muss und die Tücken erst in der eigenen Erprobung erlebt, gibt es immer eine Lücke, die nur die persönliche Erfahrung füllen kann. Die Arbeit muss außerdem noch weiter trocknen. Überhaupt dauern die verschiedenen Trocknungsphasen zwischen den einzelnen Arbeitsgängen bei ihren Arbeiten teilweise recht lang.
Deshalb arbeitet Birgit Leßmann auch immer an mehreren Arbeiten gleichzeitig. Gerade ist es Malerei, eben in Kombination mit Marmormehl Brei, oder aber Kaffeesatz. Das andere Experimentierfeld in Sachen selbstgemachte „Strukturpaste“. Ähnlich wie das Malen mit Sand. Allerdings muss man Sorge dafür tragen, dass der Kaffeesatz nicht schimmelt, gut getrocknet ist. Die verschiedenen Arbeiten liegen ringsum verteilt auf verschiedenen Tischen, und trocknen vor sich hin. Fertig sind sie noch lange nicht.
Malen als Prozess mit ungewissem Ausgang
Birgit Leßmann gefallen gerade diejenigen Strukturen, die sich nach und nach spontan entwickeln, aber nur bedingt im Voraus planen lassen. Sie freut sich über das Überraschungsmoment, den Punkt, an dem Improvisation gefordert ist. Birgit Leßmann legt im Vorfeld zwar Farben und Strukturen an, verteilt Flächen und setzt vielleicht mit einer Figur einen Fokus. Das ist durchaus geplant, aber im weiteren Arbeitsverlauf übernimmt dann die Intuition.
Unzählige Material Schichten finden sich in Birgit Leßmanns Bildern, bis sie irgendwann entscheidet: „So, das ist jetzt genug.“ Teils liegen hier auch „alte“ Arbeiten, die eigentlich doch mal „fertig“ waren, und die – ganz neu – jetzt wieder zum Untergrund für eine neue Arbeit werden. Aber nicht im Sinne von einer Überarbeitung oder gar reuevollen Pentimenti, sondern weil es für Birgit Leßmann an der Zeit ist, auf dem alten Bild ein neues entstehen zu lassen. Noch mal ganz anders.