
Ausflugstipp Nr. 10. „J“ wie Jan Wellem. Der Düsseldorfer Kunst-Mäzen
21. Oktober 2021
Binn in Meerbusch
23. November 2021Gleich zwei „K“ sind mit diesem Tipp geglückt! Heute geht es um einen kleinen Ausflug über den Rhein. Von uns aus in Meerbusch-Büderich vielleicht sogar ganz „stilecht“ mit der Fähre, von Meerbusch-Langst nach Kaiserswerth.
Was ist eigentlich eine Pfalz?
Ein mittelalterlicher Herrscher regierte nicht von einer Residenz aus, sondern er war vielmehr unterwegs, um möglichst nah bei seinen Vasallen zu sein. Wenn im Früh- und Hochmittelalter ein König mitsamt seinem Gefolge auf Reisen war, dann mussten alle natürlich auch irgendwo wohnen. Und diese (Wohn-)Stützpunkte für den reisenden König (seltener auch für einen Bischof, weil ebenfalls ein Territorialherr war), die nannte man „Pfalz“.
Das Wort Pfalz bedeutete im Mittelhochdeutschen „fürstliche Wohnung“, und auch das lateinische palatium für „Palast“ ist noch zu erkennen.
Das Netz dieser Pfalzen war relativ dicht, im Abstand von gut dreissig Kilometern. Gut angebunden, sozusagen. Denn die einzelnen Orte sollten möglichst innerhalb einer Tagesreise erreicht werden können.
Und sie waren meist groß, mussten sie doch Platz für zahlreiche Menschen und Pferde bieten. Die Pfalz war nicht allein ein Übernachtungsplatz, sondern der König hielt hier Hof. Es gab politische Versammlungen und prächtige Feste. Und wenn ein geeignetes Gelände in der Nachbarschaft lag, auch größere Jagd-Veranstaltungen.
Kaiserpfalz Kaiserswerth
Die Kaiserpfalz in Kaiserswerth liegt direkt am Rhein, und vom Ufer aus lässt sich der Fluss gut überblicken. Außerdem verlief der Hellweg als wichtige Handelsstraße in der Nähe. Ebenso wie die alte römische Handelsroute zwischen Xanten und Neuss. Die Ruine lässt heute noch erahnen, wie imposant die ganze Anlage einst gewesen ist.
Eine Burganlage wird bereits für das Jahr 1016 in einer Urkunde erwähnt.
1045 hatte der salische Kaiser Heinrich III. die ursprüngliche Pfalz begründet. Und hier ging es bald hoch her.
Der Königsraub von Kaiserswerth
„Königsraub“, so würde wohl die Schlagzeile in der Tageszeitung lauten, wenn es denn damals eine gegeben hätte. Was war passiert? Beim „Staatsstreich von Kaiserswerth“ im Jahr 1062 entführte der Kölner Erzbischof Anno II. den sechsjährigen deutschen König Heinrich IV. aus dieser Kaiserpfalz. Und damit hatte er – mitsamt der Reichsfürsten, die er für sein Komplott um sich geschart hatte – ein Druckmittel gegen Heinrichs Mutter Agnes von Poitou. Sie führte die Regentschaft für ihren unmündigen Sohn. Auf Druck der Verschwörer musste ihm die Reichsinsignien herausgeben. Im Ergebnis erlangte der Bischof bis zur Volljährigkeit von Heinrich IV. die Regentschaft über das Heilige Römische Reich. Heinrich IV. hingegen hatte seit dieser traumatischen Erfahrung nicht nur ein gespaltenes Verhältnis zur Kirche, sondern er war nur ein einziges Mal danach in Kaiserswerth. Und zwar zur Fürstenversammlung im Jahr 1101. Nachfolgend verschwand Kaiserswerth für fast 100 Jahre von der politischen Landkarte der bedeutsamen Orte.
Der Kaiser mit dem roten Bart: Friedrich Barbarossa
Die heutige Ruine geht allerdings auf die Pfalz zurück, die der Staufer Kaiser Friedrich Barbarossa im Jahr 1174 hier eingerichtet hatte. Er hatte den Rheinzoll von Tiel (Holland) nach Kaiserswerth verlegt. Und er brauchte dafür eine mächtige und wehrhafte Zollfestung. Allerdings zog sich der Bau in die Länge. Das weiß man, weil Friedrich Barbarossa in einem Brief von 1189, den er von seinem zweiten Kreuzzug schrieb, seinem Sohn Heinrich VI. auftrug, die Arbeiten an der Pfalz zu überwachen.
Zwar war diese Anlage nicht als ständiger Wohnsitz gedacht (und für Kaiser Barbarossa ist nur ein einziger Aufenthalt im Jahr 1158 belegt), aber war großzügig: Ein Palas mit drei Etagen, ein Bergfried in der Mitte. Und zum Schutz eine Mauer mit vorgelagertem Graben, mitsamt Ecktürmen.
Wehrhafte Insel-Lage
Ursprünglich hatte die Pfalz eine echte Insel-Lage. Bereits seit dem 8. Jahrhundert gab einen künstlichen Rheinarm, der das Land, auf dem die Pfalz (und vordem ein Kloster) stand, zur Insel machte. Daher kommt übrigens auch der Name „Werth“. Denn das ist das mittelhochdeutsche Wort für „Insel“.
Nach dem Tod Heinrich VI. kam die Kaiserpfalz wieder an die Welfen. Otto IV. Hielt in der Kaiserpfalz öfter Gefangene. Denn die Insellage machte die Festung eigentlich uneinnehmbar. Bis im Jahr 1215 Graf Adolf III. von Berg, der den Bischof von Münster befreien wollte, zu einer List griff. Er legte einfach den künstlichen Rheinarm trocken. Auf diese Weise ließ sich die Pfalz bequem von der Landseite angreifen. Und der Bischof kam frei.
In den späteren Jahren fiel die Pfalz in diverse Hände: Holland, Kurköln, Herzogtum Kleve und Herzogtum Jülich-Berg. Abgelöst wurden diese wechselvollen Jahre als begehrtes „Pfandobjekt“ dann wiederum von 350 Jahren Beständigkeit. Da gehörte die Kaiserpfalz -zumindest weitgehend – zu Kurköln, und war ein wichtige Enklave mitten im rechtsrheinischen Herzogtum Jülich-Berg.
12.000 Kanonenschüsse
Im Spanischen Erbfolgekrieg schließlich wurde die Pfalz stark beschädigt. Der Besitzer, Kurfürst und Herzog Johann Wilhelm II. („Jan Wellem“) ließ die Pfalz schleifen und am 9. August 1702 sprengen. Wenn der Rhein Niedrigwasser hat, lassen sich im Flussbett noch große Mauerwerksbrocken erkennen. Und um den Rest kümmerten sich die umliegenden Bewohner. Denn die verbliebene Ruine diente fast 200 Jahre als Steinbruch, um die Stadt Kaiserswerth wieder aufzubauen.