Ausflugstipp: Art Düsseldorf auf dem Areal Böhler, 31.03. – 02.04.2023.
24. März 2023Wimmelbild mit einem Eichhörnchen
12. April 2023Malerei, Zeichnung, Fotografie, Video/Film, Skulptur, Installation, Performance,Urban Art, Klangkunst…
ARTARTIST. Da gibt’s was zu sehen
Parallel zur Art Düsseldorf, vom 31.03 bis zum 02.04.2023, wird zeitgleich eine stillgelegte Forschungs- und Verwaltungseinrichtung in Oberkassel zu einem alternativen Kunstschauplatz. Über 60 Gruppen mit insgesamt mehr als 300 Kunstschaffenden zeigen auf der ARTARTIST spannende aktuelle Positionen.
Die große und höchst lebendige Kunstschau findet in unmittelbarer Nähe zur Art Düsseldorf (auf dem Areal Böhler, 2 km davon entfernt) im Tech-Zentrum des ehemaligen ZF-Entwicklungswerkes statt. Auf der Hansa-Allee 190 präsentiert sich die allerneueste Kunst in den großzügigen Räumen einer alten Industrieanlage. Die immer noch deutlich lesbare postindustrielle Infrastruktur des Ortes verknüpft sich mit kreativem Geist. Die Regeln für die ARTARTIST sind dabei ganz einfach: „Alles ist möglich außer Feuer, Rauch und laute Dauerbeschallung außen.“ Und am Schluss wird der Ort wieder so verlassen, wie er vorgefunden wurde.
ARTARTIST. Was gibt’s zu sehen?
Die ARTARTIST ist von Künstlerinnen und Künstlern erdacht und gemacht. Sie kommt aus der lokalen NRW Kunstszene und versteht sich als „Impuls zum größeren Wir“. Eingeladen sind die spannendsten und spontansten Positionen, sich frei von Bedingungen (und ohne finanziellen Verpflichtungen für die ausstellenden Künstlerinnen und Künstler!) miteinander zu präsentieren.
Das künstlerische Ergebnis kann sich – über sämtliche und unterschiedlichste Genres hinweg – sehen lassen. Auf der ARTARTIST findet durchaus Widersprüchliches und Gegensätzliches zueinander. Ohne sich dabei wechselseitig zu erdrücken oder visuell „niederzuschreien“ (….wenn diese holprige synästhetische Formulierung erlaubt ist…).
Dabei ist der Gemeinschaftsgedanke durchaus gewünscht: Der konzeptionelle Fokus liegt auf ausstellenden Gruppen und Formaten von mindestens drei, aber auch gerne mehr Leuten. Jede Gruppe kuratiert für sich ihren eigenen Raum als eine eigene Ausstellung innerhalb einer Gesamtausstellung. Gefragt sind Selbstorganisation und Eigeninitiative.
ARTARTIST. Viel Kunst. Und viel Platz
Die Location Hansa-Allee 190 ist eine aufgelassene Industrieanlage, aber kein „längst vergessener Ort“. Morbide, moosbewachsene Klischees, die sich vielleicht mit einem solchen Begriff verknüpfen, erfüllen sich hier ganz und gar nicht. Denn dieser Ort wirkt nach wie vor sehr aufgeräumt und „funktioniert“ im Sinne einer durchaus geeigneten Ausstellungsarchitektur mit entsprechender Infrastruktur: Auf über 6.000 Quadratmetern, mit großen Räumen, hohen Decken, viel Platz und viel Licht. Die ursprüngliche Nutzung ist dabei immer noch nachvollziehbar. Allerdings hat die Umnutzung der Großraumbüros und Forschungsräume des ehemaligen ZF Technologiezentrums als Kunst-Ort auch ihre kuratorischen Herausforderungen. Das natürliche Licht kommt von den großen Fensterfronten auf der Seite. Und die Zahl der Hängeflächen ist aufgrund der riesigen Räumen – ungeachtet der Größe der Gesamtanlage – vergleichsweise reduziert.
Als ich mir im Vorfeld die Räume anschauen darf, ist der Aufbau längst im Gange. An dieser Stelle: mein herzlicher Dank an Riad Nassar als einem der Organisatoren für die freundliche Führung und die geduldigen Antworten auf alle meine Fragen, obwohl sein Handy dauernd klingelt. Denn er ist gerade der „Mann vor Ort“ und sehr gefragt. Ansonsten vielerorts geschäftige Menschen, hier und da Kaffee aus der Thermoskanne, etliche Transporter auf dem Hof, noch in „Plopp-Folie“ eingewickelte Arbeiten, und ja: das Gefühl von Vorfreude. Hier geschehen gerade große Dinge. Manches ist schon an der Wand, und in den nächsten Tagen kommt noch viel viel mehr. Ich bin sicher: In Verbindung mit der temporär dort eingezogenen Kunst ergeben sich im Wortsinn neue Blickwinkel und überraschende Entdeckungen.
ARTARTIST. Die Kunstschaffenden „hinter den Kulissen“
Das Programm der ARTARTIST ist sehr kurzfristig auf die Bühne gebracht worden: Aus einer spontan verfügbaren interessanten Location und einer starken Idee ist – ohne lange Vorbereitung, innerhalb von Tagen – ein offenes Projekt geworden. Wie geht das so schnell? „Kunstschaffende kennen andere Kunstschaffende. Der künstlerische Aufruf, sich für die Schau zu bewerben, hat sich sehr rasch über ein höchst effizientes kreatives Netzwerk von Kunstschaffenden, quer durch Deutschland und darüber hinaus, multipliziert“, erläutert Riad Nassar.
Es präsentieren sich kleine Künstlergruppen und Kooperativen, Ateliergemeinschaften, bereits bestehende Off-Space-Verbünde und Produzentengalerien wie etwa plan d aus Düsseldorf, aber auch Galerien, wie etwa die Wuppertaler FRIEDRICH+EBERT Galerie. Die ARTARTIST versteht sich dabei durchaus als Pilot für ein langfristiges Format. Der Name „ARTARTIST“ spielt gezielt auf das Format der Kunstmesse an, wird jedoch eben nicht von einer Messegesellschaft und etablierten Galeristen, sondern unmittelbar von Kunstschaffenden selbst initiiert und gemacht.
Ein gigantisches Projekt. Und die routinierten Macherinnen und Macher hinter diesem „Kraftakt“, Marco Fuligni, Anja Koal und Riad Nassar, bleiben dabei sehr zurückhaltend und bescheiden. „Es geht um die Kunst.“ Das steht für die drei an erster Stelle, in Verbindung mit dem – erweiterten – Teamgedanken. Denn ARTARTIST als Ganzes ist mehr als eine kaskadierende Versammlung von 60 Gruppenschauen. „Das Gemeinsame ist entscheidend, nicht nur für die ARTARTIST, sondern auch für die individuelle Arbeit in kooperativer Nachbarschaft“, sagt das ARTARTIST-Team.
ES365
Die Initiatorinnen und Initiatoren von ARTARTIST haben bereits umfangreiche Erfahrung mit der Umnutzung von großen Industrie- und Gewerbeimmobilien. Auch wenn es einmal ganz schnell gehen muss. Denn sie arbeiten teils schon im ES365 erfolgreich zusammen. Und dass Kunst-Events in Interims-Räumen auch richtig groß sein können, hat das Team allein im letzten Jahr bereits mehrfach sehr erfolgreich unter Beweis gestellt: Mit der Teilnahme an der Düsseldorfer Nacht der Museen (Projekt „Mayhem“), oder etwa „Zero Gravity“.
Das ES365 wiederum, als ein Off-Space mit Ateliers und Ausstellungsräumen für freie Kunst, befindet sich auf dem Gelände eines ehemaligen Autohauses auf der Erkrather Straße 365, im Herzen von Düsseldorf. Dort arbeiten etwa 120 Künstlerinnen und Künstler in Nachbarschaft.
Das ES 365 baut – ebenso wie die ARTARTIST – auf einer Interimsnutzung auf und wurde inmitten der Corona Pandemie gegründet. Innerhalb von wenigen Wochen wurden seinerzeit alle Räume und Plätze vergeben. Damit entwickelte sich das ES 365 nicht zuletzt auch zu einem Ersatzort zur Kunstakademie Düsseldorfs, die zu diesem Zeitpunkt geschlossen war.
ARTARTIST. 40547 Düsseldorf, Hansa-Allee 190. Ausstellung vom 31.03.- 02.04.2023. FR / SA 15.00 Uhr – 22.00 Uhr. SO 15.00 – 20.00 Uhr. Unmittelbar an der U-Bahn-Haltestelle „Heerdter Sandberg“.
Eintritt frei.