Hans Binn. Neue Malerei und Holzschnitt
5. März 2022Nr. 13. „M“ wie „Meerblick“. Die Ilvericher Altrheinschlinge
4. Juli 2022Über die Burg Linn schreibe ich eigentlich regelmäßig. Genau genommen, einmal im Jahr. Denn einmal im Jahr findet auf der Burg Linn der Flachsmarkt statt. Der mittelalterliche Handwerkermarkt zu Pfingsten ist seit vielen Jahren ein fester Termin im Kulturkalender der Region, weit über die Grenzen von Krefeld hinaus.
Aber auch sonst, also einfach so und „mittendrin“ im Jahr, ist die Burg Linn sicher einen Ausflug wert. Genau genommen eine kleine Zeitreise ins Mittelalter. Zwar hat sich die Anlage im Laufe der Jahrhunderte mehrfach stark geändert. Aber das, was wir heute sehen, ist eine Stein gewordene Vorstellung von einer mittelalterlichen Burg. Nämlich eine komplette Anlage mit Bergfried, Zinnen, Wassergraben, Türmen, Burgverlies, Kapelle, Palas und einer intakten Vorburg.
Wasserburg
Die Lage ist perfekt. In früheren Zeiten wehrhaft und trutzig, und heute sehr schön anzuschauen: Burg Linn ist eine Wasserburg. Sie ist von einem breiten Wassergraben umgeben. Die Anlage der Wasserburg Linn, eine ehemals kurkölnische Landesburg, gehört zu den ältesten Burganlagen des Niederrheins.
Wie so viele Burgen, so ist auch die Burg Linn eine Art „Dauerbaustelle“ und wurde im Laufe der Zeit vielfach erweitert und verändert. Begründet wurde die ursprüngliche Anlage im 12. Jahrhundert von den Herren von Linn.
Denn die Edelherren Otto und sein Bruder Gerlachus von Lynn hatten hier einen Wohn- und Wehrturm errichtet. Und der war gar nicht einmal sehr groß: ungefähr 8,5 × 14,5 m. Aus Tuffstein und Kiesel.
Ein Bau und viele Umbauten
Bereits um das Jahr 1000 herum gab es an der Stelle der jetzigen Burg eine sogenannte „Motte“. Das ist ein künstlicher Erdhügel, der von einem Wassergraben umgeben ist. Er wurde wiederum von einem Wachturm aus Holz und Palisaden geschützt.
Ende des 12. Jahrhunderts ging die Burg Linn an Kurköln über. Otto von Linn hatte sie an den Kölner Erzbischof verkauft, behielt die Burg aber als Lehen. Und nahm unter Friedrich Barbarossa am Dritten Kreuzzug teil. Offenbar hatte die Fahrt in den vorderen Orient ihn inspiriert. Das lässt zumindest die Art und Weise vermuten, in der Otto nach seiner Rückkehr die Burg zu einer Festungsanlage ausbauen ließ. Denn der Grundriss der neuen Ringmauer mitsamt Flankierungstürmen war ein Polygon und entsprach byzantinischen Vorbildern.
Die Bausubstanz, die man heute noch sieht, stammt größtenteils aus dem 13. Jahrhundert. Die Steildächer, welche der Burg ihr charakteristisches Aussehen geben, sind viel jünger. Sie stammen aus den 1990er Jahren.
Zur Burganlage gehört auch ein Jagdschloss. Kurfürst Clemens August hatte die Kellnerei um 1740 zum Jagdschloss umbauen lassen. Aber er hielt sich nur selten hier auf. Und im Jahr 1806 ging die Burg Linn mitsamt Umland in private Hände über. Der Krefelder Seidenfabrikant Isaak de Greiff erwarb die gesamte Anlage für seine Familie, die in der Folge hier lebte.
Krefelder Kulturort
Schließlich kaufte im Jahr 1924 die Stadt Krefeld Burg Linn. In der Burg ist auch das Archäologische Museum mitsamt der Stadtarchäologie untergebracht. Die gesamte Anlage lässt sich besichtigen. Hier finden überdies Workshops und Kulturveranstaltungen statt. Die Burg ist nicht nur Kulisse für den Flachs- und einen schönen Weihnachtsmarkt. Sondern auch der „Krefelder Preis für Fantastische Literatur“, der erstmals in 2021 ausgeschrieben ist, wird stilecht auf der Burg Linn verliehen.